Studienkurs "Diagnostische Kompetenz angehender Sportlehrkräfte schulen"

Fazit

Ziel des vorliegenden Manuals war es, die praktisch erprobte Konzeption des Kurses „Diagnostische Kompetenz angehender Sportlehrkräfte schulen“ vorzustellen. Zu diesem Zweck wurden einerseits der Begleitkurs und andererseits die Planung, Durchführung und Auswertung einer adaptiven Unterrichtseinheit im schulischen Sportunterricht beschrieben. Innovativen Charakter hatten die Gestaltungsmerkmale (Kapitel 4) wie beispielsweise Forschendes Lernen, die Tandemlehre und der Einsatz digitaler Medien. Dabei zeigte sich, dass die Studierenden davon profitieren, im Sinne des Forschenden Lernens eine komplette Studie mitzuerleben. Sie konnten so die Entstehung eines Forschungsvorhabens aktiv mitgestalten. Die theoretischen und praktischen Erkenntnisse der Studierenden stammen somit aus allen Phasen, von der Konzeption über die Vorbereitung, Durchführung bis hin zur Auswertung der Studie. Zusätzlich wurden diese in der Seminararbeit nachbereitet, reflektiert und dort auch schriftlich fixiert, was die Nachhaltigkeit des Gelernten noch einmal hervorragend unterstützt hat.

Der Input aus den wissenschaftlichen Fachdisziplinen, der vor allem auch durch die Tandemlehre und Expert:innenvorträge umfangreich eingeholt werden konnte, führte zu einer breiten (Wissens-)Basis. Der Austausch innerhalb der Fachdisziplinen und unter den Expert:innen brachte vielfältige Zugänge und Perspektiven. Andererseits musste festgestellt werden, dass das umfangreiche Angebot auch großen Respekt einflößte und sich teilweise die Schwierigkeiten ergab, aus der Vielfalt der theoretischen Positionen die für das eigene Unterrichtsvorhaben passenden herauszufinden. Viele Studierende benötigten Unterstützung bei der Auswahl ihres Schwerpunktes und der Fokussierung.

Die Arbeit mit digitalen Medien war den Studierenden in Grundzügen schon vor dem Kurs bekannt und stellte auch ein verbindendes Element bei der Einwahl und Entscheidung für den Kurs im Vorfeld dar. Digitale Medien als zentrales Medium des Kurses waren omnipräsent und wurden dadurch zu einer Selbstverständlichkeit. Die Nutzung und die Möglichkeiten auch hinsichtlich der Diagnostik und Bewegungsanalyse wurden bis ins Detail vertieft präsentiert und von den Kursteilnehmenden praktisch verinnerlicht.

Besonders gewinnbringend war es zudem, die Kursinhalte aus pädagogischer und didaktischer Sicht aufzubereiten und diese so vorbereitete Unterrichtseinheit dann im Austausch mit den Lehrkräften der Schule auf deren organisatorische Rahmenbedingungen und die speziellen Bedürfnisse der Klassen abzustimmen. Daneben waren die praktischen Unterrichtserfahrungen mit den digitalen Medien für die Studierenden sehr lehrreich. Interessant und erfreulich war der enorme Zuspruch der Schüler:innen zu der praktischen Arbeit im Unterricht mit den Tablet-PCs. Deren Begeisterung und Akzeptanz der Methode führte zu einer großen Energie, Bewegungsfreude, sowie zu einem besonderen Lern- und Leistungszuwachs.

Die Kursteilnehmenden führten im Rahmen des Kurses unter Anleitung bzw. enger Betreuung eine kontrollierte Interventionsstudie mit einem pre-post-Design zur Verbesserung der Bewegungsvorstellung der Schüler:innen durch. Zu diesem Zweck wurde die Treatmentgruppe in einer Unterrichtseinheit zum Erlernen eines turnerischen Elements mit gegenseitigem Videofeedback über Tablet-PCs unterstützt. Während in der Kontrollgruppe die gleiche Unterrichtssequenz absolviert wurde, bekamen die Schüler:innen dort traditionelles Feedback ohne digitalen Medieneinsatz. Die Auswertung der Ergebnisse dieser Studie zeigte signifikante Verbesserungen in beiden Gruppen. Was die Verbesserung der Kontrollgruppe betrifft, so vermuten wir, dass dies unter anderem an der guten Feedback-Leistung und Unterrichtskompetenz der Lehrkraft dieser Klasse lag. Das signifikant positive Ergebnis der Verbesserung der Bewegungsvorstellung der Schüler:innen der Treatmentgruppe lässt darauf schließen, dass der Einsatz der digitalen Medien hilfreich war (Korban, Rauh, et al., 2017). Weiterhin lässt es den Schluss zu, dass die Schüler:innen in der Kleingruppenarbeit mit Unterstützung durch die App Coach’s Eye® auf Tablet-PCs Bewegungen analysieren und sich gegenseitig Tipps zur Verbesserung der Bewegung geben konnten. Insgesamt kann damit festgestellt werden, dass diese Art des Lernens vergleichbare Lernfortschritte ermöglicht. In einer solchen Unterrichtskonstellation wird die Lehrkraft entlastet, kann beraten und in besonderer Weise Schüler:innen mit speziellen Bedürfnissen unterstützen.

Die Verbesserungen sind bei allen Schülerinnen und Schülern nachweisbar, unabhängig von deren kognitivem und/oder motorischem Ausgangsniveau. Dies bestätigt, dass die Unterrichtssequenz adaptiv auf die Lerngruppe zugeschnitten war und individuelle Verbesserungen auf allen Lernstufen ermöglicht hat. Daraus kann geschlossen werden, dass die Unterrichtssequenz ein gutes Beispiel für einen zielführenden Unterricht in heterogenen Lerngruppen darstellt.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass das Manual die Kurskonzeption so beschreibt, wie wir sie durchgeführt haben. Zugegebenermaßen ist der Aufwand für diese wissenschaftliche Studie inklusive der Unterrichtssequenz nicht unerheblich. Daher sei hier angemerkt, dass der Kurs auch ohne eine umfangreiche wissenschaftliche Auswertung realisiert werden kann. Die Ergebnisse des Vergleichs von Eingangs- und Ausgangstest bezogen auf die Verbesserung der Bewegungsvorstellung könnten beispielsweise von einer Lehrkraft zur Ergänzung der praktischen Note um einen kognitiven Anteil genutzt werden. Denkbar ist auch, dass keine Kontrollgruppe eingesetzt wird, um einer größeren Gruppe von Schüler:innen das Lernen mit digitalen Medien zu ermöglichen.

Die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Lernvoraussetzungen und individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen im Sportunterricht werden immer unterschiedlicher. Gerade vor diesem Hintergrund haben wir den Einsatz digitaler Medien für das Erlernen komplexer Bewegungen als Bereicherung empfunden und wünschen viel Erfolg für die Umsetzung in eigenen Klassen oder heterogenen Lerngruppen.