In diesem Kapitel wird auf die primären Gestaltungsmerkmale des Kurses eingegangen. Hierzu zählen neben einer engen Theorie-Praxis-Verzahnung (z. B. Hospitationen an Schulen mit Begabungsförderung als Schwerpunkt) der Ansatz des forschenden Lernens (z. B. Biografieanalyse), welcher in Form von Tandemlehre und durch die Verknüpfung von Lern- und späterem Handlungsfeld realisiert werden.
Tandemlehre
Tandemlehre bedeutet zunächst einmal, dass hier je ein:e Lehrende:r aus verschiedenen fachlichen Disziplinen gemeinsam im Studienkurs lehren. In vorliegendem Beispiel sind dies die Psychologie und die Sportpädagogik, da Fragen des Erkennens und Förderns sportlich talentierter Schüler:innen in beiden Fächern diskutiert werden. Die Tandemlehre stellt einen Mehrwert, beispielsweise aufgrund der Mehrperspektivität, dar, aus der die behandelten Themen unterrichtet werden – dies ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Für die Qualität der Tandemlehre ist mitunter bedeutsam, dass sich beide Fächer kollaborativ einbringen, ihre jeweilige Perspektive möglichst gleichberechtigt und als ein kohärentes Bild präsentiert wird und die Zusammenarbeit der Lehrenden von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist (vgl. Marvin, 1990).
Die leitende Zielstellung der interdisziplinären Lehr-Lernveranstaltung ist die Unterstützung der Kursteilnehmer:innen bei der Aneignung von fundierten Kenntnissen und Methoden, um als Lehrkräfte talentierte Schüler:innen im Sportunterricht zu erkennen, zu fördern und individuell zu beraten. Dies umfasst einerseits die Frage nach einer bestmöglichen Unterstützung bei der Entwicklung sportlicher Spitzenleistungen bei gleichzeitiger Gewährleistung einer erfolgreichen schulischen Laufbahn und andererseits die Frage des Umgangs mit Leistungsheterogenität im Sportunterricht. Im Detail wurde zu den folgenden vier Themenbereichen gelehrt (vgl. Kapitel 3):
- Definition und Modellvorstellungen zu Talent und Begabung
- Diagnostik sportlicher Talente
- Entwicklung sportlicher Talente
- Förderung sportlicher Talente
Verknüpfung von Lern- und späterem Handlungsfeld
Ein weiteres Gestaltungsmerkmal des Studienkurses ist die Verknüpfung von Lern- und späterem Handlungsfeld. Die Ziele dabei sind (1) träges Wissen zu vermeiden, (2) das theoretische Wissen an praktischen Beispielen zu reflektieren, (3) die handlungsleitende Wirkung theoretischen Wissens zu üben und (4) (Good) Practice-Beispiele sowie Stolpersteine bzw. Hürden in der Begabungsförderung kennenzulernen und diese Erfahrung in den Kurs einzubringen. Realisiert wird dieses Gestaltungsmerkmal, indem die Kursteilnehmer:innen im Rahmen verschiedener Seminarphasen konkrete Fallbeispiele betrachten, analysieren und strukturelle Bedingungen der sportlichen Talentförderung reflektieren sowie an Schulen mit Schwerpunkt der sportlichen Talentförderung hospitieren.