Didaktische Reflexion und Fazit

Nachhaltige Entwicklung im Sport – ein Thema für die Sportlehrer:innenbildung!?

Dem hier dargestellten sozialwissenschaftlichen Vertiefungsseminar liegt der implizite Anspruch zu Grunde, die Sportlehrer:innenbildung – und den Schulsport – an gesellschaftlichen Entwicklungen auszurichten und aktuelle sozial-ökologische Themen sportpädagogisch aufzuarbeiten. Das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung bildet dafür einen komplexen Rahmen, der es ermöglicht, den Sport (umfassend verstanden als individuelle und kollektive Sport- und Bewegungsaktivitäten in Bildungs-, Freizeit- oder leistungsorientierten Settings, die in soziale und räumliche Strukturen eingebettet sind) multiperspektivisch und über verschiedene Handlungsebenen hinweg kritisch-analytisch zu durchdringen. Die Sportart Fußball bietet dazu vielfältige Anknüpfungspunkte, um Abwägungsprozesse zwischen „heute“ und „morgen“, zwischen „globalem Süden“ und „globalem Norden“, zwischen sozialer Gerechtigkeit, Gewinnmaximierung und Konsequenzen für die Umwelt sowie zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz zu erleben und zu hinterfragen.

Empirische Daten zeigen, dass das Thema der Nachhaltigen Entwicklung für angehende und praktizierende (Sport-)Lehrkräfte persönlich bedeutsam ist und dass sie es grundsätzlich als relevanten Lerninhalt für schulische Bildungsprozesse – auch für den Sportunterricht – sehen (Baena-Morales et al., 2022; Lohmann, Nigg et al., 2023). Es wird aber auch deutlich, dass Unsicherheit herrscht, wie Sportunterricht im Sinne einer BNE gestaltet werden kann, ohne den Bewegungsstatus des Faches Sport einzuschränken (Lohmann, Nigg et al., 2023). Das hier dargestellte Seminar zeigt beispielhaft anhand eines Sportfestes auf, wie körperliche, emotionale, soziale und kognitive Lernprozesse im Sport vor dem Hintergrund des Bildungskonzepts BNE gestaltet und miteinander verknüpft werden können. So kann ein schulisches Fußballturnier genutzt werden, um Nachhaltigkeitsschlüsselkompetenzen (u. a. systemisches Denken, Zusammenarbeit in heterogenen Teams, normative und antizipatorische Kompetenzen) anzubahnen. Mit Bezug zu diesem konkreten Beispiel entwickeln die Studierenden BNE-spezifische professionelle Handlungskompetenzen. So erwerben sie Fachwissen zu Nachhaltigkeitsthemen im Fußball bzw. im Sport, BNE-spezifisches fachdidaktisches Wissen und bildungswissenschaftliches Wissen. Dieses nutzen sie, um eigene sportbezogene Bildungsideen zu erproben, zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Damit kann das Seminar ein Baustein sein, um aktuelle sozial-ökologische Themen sportpädagogisch aufzuarbeiten, aber auch, um sportdidaktische Konzepte entlang praktischer Umsetzungen zu entwickeln und zu erproben.

In diesem Seminar stand die Sportart Fußball als weltumspannendes System mit zahlreichen Verflechtungen in Politik, Medien und Sportartikelindustrie sowie den zunehmend auch öffentlich diskutierten Umweltproblemen, im Fokus. Damit ist für viele Studierende ein Perspektivwechsel in zweierlei Hinsicht erfolgt: zum einen spielen einige Studierende selbst Fußball und sind begeisterte Fußballfans. Das Seminar hat ihnen bislang nicht beachtete Perspektiven auf die Komplexität des Systems Fußball im Hinblick auf ökologische, wirtschaftliche, soziale und politische Dynamiken eröffnet. Dies wird im folgenden Zitat aus dem Portfolio eines Studenten deutlich.

„weil [der Nachhaltigkeitsmanager] mich mit seinem Vortrag zum Nachdenken gebracht hat. Als jahrelanger FCA-Fan war ich mir nicht bewusst, wie viel mein Verein bereits zur Nachhaltigkeit beiträgt. Die Nachhaltigkeitsstrategien des FCA haben mich persönlich fasziniert. Der FCA versucht bereits, den Fußballerinnen und Fußballern in der Jugend den Gedanken der Nachhaltigkeit durch Bildung näher zu bringen. Als [er] uns von dem C02-neutralen Stadion, dem FCA-Wald und dem ‚Stadtradeln‘ erzählt hat, ist mir bewusst geworden, wie wenig ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigte.“

Zum anderen war das Thema der Nachhaltigen Entwicklung vor dem Seminar von vielen auf ökologische Themen wie Klimawandel und Umweltschutz verengt eingeordnet worden. Im Seminar haben die Studierenden eine mehrperspektivische und multidimensionale Vorstellung des Leitbilds der Nachhaltigen Entwicklung entwickelt und erkannt, dass ökologische Entwicklungen immer auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Bedürfnisse, wirtschaftlicher Überlegungen und politischer Entscheidungen zu bewerten sind. Das folgende Zitat einer Studentin aus dem Portfolio verdeutlicht dies:

„Vor dem Seminar war der Begriff Nachhaltigkeit für mich gleichbedeutend mit umweltbewusstem Verhalten. Zu nachhaltigem Leben hat für mich das Fahren mit der Bahn oder dem Fahrrad anstatt mit dem Auto gehört, Mülltrennung oder auch der Kauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Mir war allerdings nicht bewusst, dass Nachhaltigkeit ein so viel größeres Feld ist und auch soziale und wirtschaftliche Aspekte miteinschließt. Dies habe ich erst in unserer ersten Seminarsitzung erfahren. Das war für mich ein großer ‚Aha- Moment‘.“

Diese Überlegungen sind letztlich auf viele sportliche Handlungsfelder – dann möglicherweise mit anderen Schwerpunkten – zu übertragen, so dass BNE in vielen Studienbereichen im Sportstudium eine Rolle spielen könnte (Lohmann et al., i. V.):

  • Wettkampf- und leistungsorientierte (traditionelle) Sportarten bieten sich an, um Systeme und Strukturen im organisierten Sport zu analysieren, sportpolitische Diskurse nachzuvollziehen oder dem Sport zugeschriebene Werte wie Fairness, Leistungsprinzip oder interkulturelle Verständigung kritisch zu reflektieren.
  • Sportarten mit Freizeit- oder Gesundheitsorientierung sind geeignet, um Lebensstilfragen – u. a. Bewegung im Alltag, Konsumverhalten – vor dem Hintergrund des Konzepts der planetaren Gesundheit zu diskutieren.
  • Achtsamkeitsbasierte Bewegungsformen bieten durch ihre philosophischen Hintergründe und die Verbindung von Körper und Geist einen innovativen und besonders passenden Zugang zu zentralen ethischen Prinzipien der Nachhaltigkeit
  • Natursportarten oder Bewegungsaktivitäten in der Natur bieten hervorragende Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Mensch-Natur-Interaktionen und machen dadurch den interdisziplinären Charakter von BNE besonders deutlich.

Diese Liste ist weder umfassend noch vollständig, sie soll lediglich die zahlreichen Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltige Entwicklung im Fach Sport skizzieren, die deutlich über die Sportart Fußball und rein ökologische Fragen im globalen Maßstab hinausgehen. Lohnend wäre auch ein fachübergreifender Austausch bzw. die Gestaltung fachübergreifender Seminare oder Bildungsprojekte, denn gerade die ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründe zu manchen sportspezifischen Themen könnten besonders gut mit Unterstützung aus Fächern wie Soziologie, Politikwissenschaft, Ökologie, Geographie oder Wirtschaftswissenschaft aufgearbeitet werden. An einigen Stellen werden solche Themen bereits in der schulischen Bildung aufgegriffen, z. B. in projekt- und wissenschaftspropädeutischen Seminaren, im Fachunterricht (z. B. Ethik, Geographie, Sozialkunde, Wirtschaft und Recht) oder auch bei Ausfahrten, meist jedoch, ohne dies explizit als BNE zu kennzeichnen. Auch in der Hochschulbildung finden zum Teil bereits Aktivitäten im Sinne einer BNE statt, die jedoch nicht explizit mit BNE betitelt werden. In der Sportlehrer:innenbildung an der Universität Augsburg kann beispielsweise ein Erlebnispädagogik-Zertifikat erworben werden, in dem soziales Lernen, Inklusion aber auch umweltbildende Aspekte vertieft werden. So könnte sportbezogene BNE bzw. BNE generell an Schulen und Hochschulen gestärkt werden, wenn die aktuell angebotene Bildung bewusster in den Kontext von BNE gestellt und damit in einen übergeordneten Rahmen eingeordnet wird. Am Gymnasium Mering, der Partnerschule für das hier dargestellte Seminar, wurde dazu beispielsweise eine Arbeitsgruppe BNE gegründet, in der Schüler:innen gemeinsam mit Lehrkräften die BNE-Aktivitäten der Schule weiterentwickeln.

Für die Sportlehrer:innenbildung an der Universität Augsburg ist dazu das Forschungsprojekt sport.bne durchgeführt worden, in dem es darum ging BNE explizit(er) in das Lehramtsstudium für das Fach Sport zu integrieren und damit die Entwicklung BNE-spezifischer professioneller Kompetenzen angehender Sportlehrkräfte zu stärken. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts sind über das in diesem Manual dargestellte sozialwissenschaftliche Vertiefungsseminar zu BNE im Sport am Beispiel Fußball weitere hochschuldidaktische Konzepte mit Anknüpfung zu BNE in der Sportlehrer:innenbildung ausgearbeitet worden. Diese können für interessierte Dozierende zusätzliche Ideen liefern, auf welche Art und Weise und in Verknüpfung mit welchen Bewegungs- und Handlungsfeldern BNE in die Sportlehrer:innenbildung Eingang finden kann. Die folgende Tabelle gibt einen knappen Überblick über die neu bzw. weiterentwickelten Lehrveranstaltungen. Kurze Skizzen der jeweiligen Lehrkonzepte sind in AM 14 zusammengefasst.

Lehrveranstaltung Umfang Einordnung Beschreibung
Sozialwissenschaft-
liches Vertiefungs-
seminar „Kick it
sustainably“ – Fußball und Nachhaltigkeit
Siehe dieses Manual
6 ECTS Wahlpflicht-
veranstaltung für Hauptfach-Studierende (nur Gymnasium)
Entwicklung von Fachwissen und fachdidaktischem Wissen zu Nachhaltigkeit und BNE im Sport am Beispiel Fußball; Organisation eines Fußballtags unter dem Motto „Kick it sustainably“ an einer Partnerschule
Handlungsfeld Yoga und achtsamkeitsbasierte Entspannungsverfahren 3 ECTS Wahlfach Erfahrung in verschiedenen achtsamkeitsbezogenen Bewegungs- und Entspannungsverfahren sammeln und dabei Nachhaltigkeits-Schlüsselkompetenzen entwickeln: Reflexion, Empathie, Selbst-/Fremdwahrnehmung, Solidarität und Mitverantwortung
Spiel-Leichtathletik 2 ECTS Pflichtveranstaltung für alle Studierenden „Kleine Spiele“ zu Klima- und Umweltthemen als Aufwärmspiele für Leichtathletik auswählen, anleiten und reflektieren.
Schneesport 2 ECTS Pflichtveranstaltung für Hauptfach-Studierende Handouts zu den Themen nachhaltige Sportbekleidung bzw. Klimawandel und technische Schneeproduktion

Quiz (Jeopardy) zu Nachhaltigkeitsthemen in der Schneesportdestination (siehe AM 15)

Trendsport Radwandern mit Schulklassen 1 ECTS Wahlfach Beispielhafte Planung und Durchführung einer Fahrradtour mit einer Gruppe vor dem Hintergrund der Förderung aktiver Mobilität im Kontext Schule.

Um auf die Frage in der Überschrift zurückzukommen, soll hier noch einmal verdeutlicht werden, dass Nachhaltige Entwicklung durchaus ein Thema bzw. vielmehr ein Themenkomplex für die Sportlehrer:innenbildung ist, sein kann oder sein sollte. Sport, Spiel und Bewegung bieten vielfältige Anknüpfungspunkte, um Aspekte des gesellschaftlichen Leitbilds der Nachhaltigen Entwicklung zu diskutieren, zu analysieren aber auch körperlich, emotional und sozial zu erfahren. Diese Erfahrungen können ein wertvoller Baustein in der Sportlehrer:innenbildung sein und dazu beitragen, dass Sportlehrkräfte zukünftig ihren Sportunterricht und den von ihnen verantworteten Schulsport vermehrt vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und ökologischer Entwicklungen durchführen und reflektieren.

Pädagogischer Doppeldecker und Kohärenzkonstruktion

Ein zentrales Gestaltungsmerkmal dieses Studienkurses ist der pädagogische Doppeldecker, der den Studierenden dabei helfen kann, Kohärenz zwischen fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Wissensbestandteilen, sowie zwischen Wissen und praktischer Anwendung zu konstruieren. Der Doppeldecker sieht vor, (1) theoretische Grundlagen zu legen, darauf basierend (2) praktische Erfahrungen zu machen und diese wiederum (3) in den theoretischen Rahmen einzuordnen (Wahl & Diethelm, 2001). In diesem Zusammenhang sollte die Kooperation mit der Schule dazu beitragen, dass Schulsport auch für die hochschuldidaktische Inszenierung in der Sportlehrer:innenbildung fruchtbar gemacht wird.

In der Umsetzung des pädagogischen Doppeldeckers im hier beschriebenen Seminar sind die Schritte (1) und (2) ausführlich behandelt und vertieft worden. Dagegen sind dem Schritt (3), der didaktischen Reflexion der selbst entwickelten Bildungsideen, nur eine Seminarsitzung sowie das eigenständig anzufertigende Portfolio gewidmet worden. Das erscheint im Nachhinein eher knapp. So sind die Studierenden zwar im Portfolio durch die Aufgabenstellungen in der schriftlichen Ausarbeitung sowie die Leitfragen im lernbegleitenden Portfolio angeregt worden, Verknüpfungen zwischen sport- bzw. BNE-didaktischen Überlegungen und praktischer Umsetzung aufzuzeigen und die Umsetzung des Fußballtags vor dem Hintergrund der im Seminar behandelten Theorien und Konzepte zu reflektieren. Die Verarbeitungstiefe in den Portfolios zeigt aber, dass genau dieser Schritt eine beachtliche Herausforderung darstellt. Für die zukünftige Arbeit mit dem pädagogischen Doppeldecker wird darum vorgeschlagen, die Reflexionsphase (3) stärker anzuleiten, durch spezifischere Aufgaben während der Seminarzeit oder zusätzliche Hilfestellungen (z. B. beispielhafte didaktische Analysen), die begleitend zur schriftlichen Ausarbeitung bereitgestellt werden.

Die Verbindung fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer bzw. bildungswissenschaftlicher Konzepte mit einer praktischen Umsetzung könnte durch die verstärkte Arbeit an konkreten Beispielen verdeutlicht werden. So ist beispielsweise zu überlegen, inwiefern das Seminar mit einer Praxisphase starten könnte, in der die Studierenden in die Rolle von Schüler:innen schlüpfen und selbst in Spiel- und Übungsformen ausgewählte Themen bearbeiten. Dazu bietet sich beispielsweise das Spiel football3 an, bei dem es um soziales Lernen und Wertevermittlung am Beispiel Fußball geht (Gather et al., 2021), oder die beispielhafte Umsetzung des Unterrichtsvorhabens „Fußball global“, bei dem Schüler:innen in einem Fußballturnier verschiedene Rollen (Manager, Arzt, Spieler:innen mit unterschiedlichen Handicaps, Schiedsrichter, etc.) einnehmen und im Turnierverlauf die Systemdynamiken des globalen Fußballs erkunden (Gieß-Stüber & Thiel, 2016). Auf diese Spiele bzw. Übungsformen und praktischen Erfahrungen der Studierenden könnte im weiteren Verlauf des Seminars bei der Vorstellung theoretischer Konzepte Bezug genommen werden. So kann die Verknüpfung didaktischer Konzepte und praktischer Umsetzung im Seminar beispielhaft „vorgelebt“ werden.

Zusammenarbeit mit einer Partnerschule – Hinweise zur Organisation und Durchführung eines Sportfestes

Ein wichtiger Bestandteil des Seminars ist die Gestaltung eines Fußballtags an einer Partnerschule. Damit sind für die Seminarorganisation und die Koordinierung der Arbeit der Studierenden zusätzliche Herausforderungen verknüpft. In Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Schule sei an dieser Stelle grundsätzlich darauf hingewiesen, dass Termine besonders frühzeitig – mit Beginn des Schuljahres bzw. Ende des vorigen Schuljahres – vereinbart und kommuniziert werden müssen. So sind Schuljahr und Semesterverlauf aufeinander abzustimmen, oft sogar deutlich bevor das Semester, in dem das Seminar läuft, beginnt. Auch was die konkreten Vorbereitungen des Fußballtags angeht, ist eine frühzeitige Kommunikation mit der Schule unbedingt anzustreben.

Für die Planung und inhaltliche Gestaltung des Fußballtags wollten wir den Studierenden möglichst viel Freiraum geben. Die Herausforderung bestand darin, diese Freiheit zu gewähren und trotzdem die Planungen frühzeitig in eine Bahn zu lenken, um Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte über Ablauf, Teameinteilung, Turnierregeln und Aktivstationen informieren zu können. Dabei ist zu beachten, dass Studierende die hier dargestellten Aktivstationen, den Turnierablauf, die Teameinteilung oder zusätzliche Fairnessregeln in Diskussions- und Abwägungsprozessen entwickelt haben, ohne dass inhaltliche Schwerpunkte und Organisationsbereiche von den Dozierenden vorgegeben worden sind. Mit der Erfahrung aus der daraus resultierenden späten Finalisierung der Bildungsideen und dem damit verbundenen späten Informationsfluss an die Schule ist der Seminarablauf angepasst worden. In diesem Buch ist er in der überarbeiteten Version abgebildet, mit einer möglichst frühen Konkretisierung der studentischen Arbeitsgruppen.

Die Durchführung eines Sportfestes direkt an der Partnerschule bietet den Studierenden die Möglichkeit, ein schulisches Umfeld kennenzulernen. Für die beteiligten Schüler:innen und Lehrkräfte ist ein solcher Tag mit relativ wenig Aufwand umzusetzen, da sie die räumliche Umgebung kennen und das Schulgelände nicht verlassen müssen. Dies gilt nicht für die Kontaktlehrkraft, die einen erhöhten Aufwand durch zusätzliche Koordinations- und Organisationsaufgaben hat. Das Sportfest könnte aber auch auf dem Gelände der Universität ausgerichtet werden. Das böte den Vorteil, dass die Studierenden und Dozierenden im vertrauten Umfeld mit bekannten Materialien arbeiten und das Sportfest noch besser auf die vorhandenen Rahmenbedingungen abstimmen können. Für Schüler:innen und Lehrkräfte wäre ein Ausflug an die Universität sicher mit Aufregung, aber eben auch mit der Erweiterung des eigenen Horizonts verbunden. Schüler:innen können so auf spielerische Weise das universitäre Umfeld kennenlernen und beispielsweise im Zuge der Anreise zum Sportfest klimafreundliche und gesunde Mobilität thematisieren.

Das Seminar, wie es hier dargestellt ist, ist in Tandemlehre durchgeführt worden von einer Dozentin, die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl ist und einem Dozenten, der als abgeordnete Lehrkraft an der Universität arbeitet. Diese Konstellation ist für das Seminar insofern gewinnbringend gewesen, als dass der abgeordnete Lehrer gleichzeitig als Lehrkraft an der Partnerschule arbeitet und damit eine direkte Kommunikation zwischen Schule und Universität ermöglicht hat.

Organisation eines nachhaltigen Sportfests

Für die Planung und Durchführung des Fußballtags haben wir uns im Wesentlichen an dem Konzept eines „Sportfests für Alle“ von Freudenberger und Gieß-Stüber (2017) orientiert, für die inhaltliche Gestaltung am Konzept der Nachhaltigen Entwicklung. D. h. bei der Turnierorganisation und Teameinteilung sind wesentliche Aspekte der Chancengleichheit und Fairness berücksichtigt worden, bei den Aktivstationen sind Nachhaltigkeitsthemen im Kontext Fußball aufgegriffen worden. Eine untergeordnete Rolle hat dabei das Thema Nachhaltigkeit für die organisatorische Ebene gespielt, d. h. beispielsweise in Bezug auf eine klimaschonende Anreise der Studierenden, eine ressourcensparende Logistik und Materialnutzung, die Kommunikation eines Abfallkonzepts für den Tag oder eine bewusst gleichberechtigte Aufteilung von Verantwortung und Aufgaben unter den Studierenden. Dies haben wir mit Absicht so gestaltet, um den Fokus und die Ressourcen der Studierenden auf die Gestaltung von Bildungsideen für den Fußballtag zu lenken.

Können mehr Ressourcen in die Vorbereitung des Fußballtags investiert werden, so sollte – im Sinne eines Whole Institution Approaches für BNE – auch die Ebene der nachhaltigen Organisation des Fußballtags stärker im Planungsgeschehen Berücksichtigung finden. Dazu könnte beispielsweise mit Studierenden das Planungstool von Green Champions 2.0[1] genutzt werden. Dieses Internetportal für nachhaltige Sportveranstaltungen richtet sich an Veranstalter, die eine Sportveranstaltung planen. Es unterstützt durch zielführende Checklisten u. a. in den Bereichen Energie und Klimaschutz, Abfall, Ökonomie und Soziales, Wasser oder Natur und Landschaft, die auch für die Planung eines schulischen Sportfests wertvolle Hinweise geben können.

Fazit

In diesem Buch wurde ein sozialwissenschaftliches Vertiefungsseminar mit dem Titel „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Sport – Kick it sustainably“ vorgestellt. Dieses Seminar kann als beispielhafte Umsetzung des Bildungskonzepts BNE in der Sportlehrer:innenbildung dienen, oder als einer von mehreren Bausteinen zu einer ganzheitlichen hochschulischen BNE. Das Seminar orientiert sich hochschuldidaktisch am Konzept des pädagogischen Doppeldeckers, der mit dem Ziel der Kohärenzkonstruktion zwischen verschiedenen Wissensbereichen des Professionswissens sowie zwischen Wissen und Praxis verbunden ist. Inhaltlich wird die Sportart Fußball vor dem Hintergrund des Leitbilds der Nachhaltigen Entwicklung multiperspektivisch und auf mehreren Handlungsebenen analysiert. Die gewonnenen fachwissenschaftlichen Erkenntnisse werden sodann mit bildungswissenschaftlichen Überlegungen zum Bildungskonzept BNE verbunden. Die Studierenden entwickeln basierend auf diesem Hintergrund Bildungsideen für einen Fußballtag, der in Zusammenarbeit mit einer Partnerschule umgesetzt und anschließend reflektiert wird.

Der Studienkurs ermöglicht es, aktuelle gesellschaftspolitische Themen sportpädagogisch aufbereitet für die Sportlehrer:innenbildung zu nutzen und für den Schulsport zugänglich zu machen. Die Studierenden erwerben BNE-spezifische professionelle Handlungskompetenz im Fach Sport. Damit ist der Studienkurs nicht nur eine fachwissenschaftliche Vertiefung, sondern insbesondere auch eine fachdidaktische Anwendung mit spezifischem Bezug zum späteren Tätigkeitsfeld der Studierenden.

Danksagung

Wir möchten allen Kolleginnen, Kollegen und Studierenden danken, die sich in der Konzeptentwicklung, Gestaltung der Lehre oder als Teilnehmer:innen im Seminar aktiv eingebracht haben und mit ihrem Engagement einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projektseminars geleistet haben. Die konzeptionellen Grundlagen für dieses Seminar wurden im Rahmen des Forschungsprojektes sport.bne[2] von der Projektgruppe „Fußball“ (Claudia Augste, Christoph Kugelmann, Hans Peter Brandl-Bredenbeck) erarbeitet.

Ein besonderer Dank geht an Patrick Abendroth, der als Dozent im Seminar relevanten Input geliefert und als abgeordneter Lehrer den engen Kontakt zur Partnerschule gestaltet hat.

Ferner möchten wir den Studierenden aus dem sozialwissenschaftlichen Vertiefungsseminar „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Sport – Kick it sustainably“ (Sommersemester 2023, Universtiät Augsburg) für ihre Diskussionsfreudigkeit, kreativen Ideen und praktischen Einsatz am Fußballtag danken, namentlich Maximilian Badke, Linda Bernhardt, Daniel Burger, Martin Häselhoff, Chiara Joerss, Christoph Kugelmann, Antonia Rebbe, Emma Ripper, Fabiana Rödl, Moritz Scherer, Jana Schneid, Verena Seitz, Matthias Spitzer, Marianne Wachsmann und Dennis Willsch.

[1]      Verfügbar auf den Internetportal GREEN CHAMPIONS 2.0 für nachhaltige Sportveranstaltungen: 0 (www.green-champions.de/index.php?id=26&L=80)

[2]      Gefördert im Rahmen des Forschungsverbunds LeHet der Universität Augsburg im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, FKZ 01JA1809, Projektlaufzeit: 2021-2023